Die 10 häufigsten
Augenerkrankungen und -beschwerden
07.09.2022
Augenerkrankungen und -beschwerden können alle treffen. Wir informieren hier über die häufigsten Erkrankungen und Beschwerden.
1. Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
Wie jedes andere Organ im Körper altern auch unsere Augen; mit der Zeit entsteht ein Funktionsverlust im Punkt des schärfsten Sehens, der Makula. Verursacht wird dieser durch das Absterben der Netzhautzellen. Anfangs bemerkt man einen grauen Schleier im zentralen Sehfeld, der sich nach und nach ausbreitet, bis man nur noch im peripheren Gesichtsfeld die Umwelt wahrnehmen kann. Lesefähigkeit, Sehschärfe und Kontrastempfindung, sowie Farbsinn verschlechtern sich mit dem Fortschreiten der Makuladegeneration.
Man unterscheidet zwischen einer feuchten und trockenen Form, wobei die trockene Form häufiger auftritt, die feuchte jedoch schwerwiegender ist. Bei der trockenen Form beschädigen Ablagerung, sogenannten Drusen, die empfindlichen Sehzellen. Bleibt diese Form unbehandelt, entwickelt sich die Makuladegeneration in eine feuchte. Hier formen sich neue, instabile und defekte Blutgefässe in der Netzhaut. Austretendes Blut kann sogar zu einer Netzhautablösung führen, was einen augenärztlichen Notfall darstellt.
Bemerkbar macht sich die AMD durch eine Verschlechterung der Sehfähigkeit im Zentrum des Gesichtsfeldes, verschlechterte Kontrastwahrnehmung und reduziertes Farbsehen. Ein grauer Fleck im Sichtfeld ist ebenfalls typisch für die AMD. Je nach Stadium kann man mit immunbiologischen Spritzen oder mit einer Laserbehandlung das Fortschreiten der feuchten Form verlangsamen. Für die trockene Form gibt es seit kurzem an unserem Standort in Bern eine neue Therapiemöglichkeit, die Photobiomodulation. Bei diesem Verfahren werden für den Sehvorgang wichtige Zellen der Netzhaut mit Licht spezieller Wellenlängen stimuliert. Mehr dazu erfahren Sie auf der Webseite von Augenärzte Bern – Zentrum Marktgasse unter Photobiomodulation bei AMD.
2. Glaukom (grüner Star)
Der grüne Star ist eine der häufigsten Erblindungsursachen weltweit. Das Glaukom ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, denn hierbei werden die Sehnerven permanent geschädigt. Ursache ist ein dauerhaft erhöhter Augeninnendruck (>21mmHg), der den Sehnervkopf abdrückt und somit die Nährstoffversorgung der Nervenfasern unterbricht und diese zum Absterben bringt.
Der Augendruck entsteht, wenn sich das Kammerwasser anstaut. Ein Glaukom verursacht kaum Schmerzen und entwickelt sich schleichend über Jahre hinweg, es ist deshalb besonders wichtig, Routinekontrollen zur Früherkennung zu besuchen. Bei sich selbst fällt ein Glaukom dann auf, wenn man Gesichtsfeldausfälle (sog. Skotome) bemerkt. Therapiert wird entweder medikamentös oder operativ, je nach Ursache. Das Ziel der Therapie ist es, den Augeninnendruck zu senken und die verbliebene Sehfähigkeit maximal mit Hilfsmitteln (z. B. Brillen) auszuschöpfen.
3. Katarakt (grauer Star)
Der graue Star ist eine weitere, oft altersbedingte Erscheinung und wird durch eine natürliche Trübung der menschlichen Linse verursacht. Generell nimmt die Sehfähigkeit schleichend ab und die Farben verblassen. Der Katarakt wird mit einer Laserbehandlung behoben, bei der die natürliche Linse durch eine individuell angepasste Kunstlinse ersetzt wird.
4. Myopie (Kurzsichtigkeit)
Die Kurzsichtigkeit kann erworben oder angeboren sein. Bei einer Kurzsichtigkeit werden weit entfernte Gegenstände verschwommen und undeutlich wahrgenommen, nahe Objekte werden problemlos erkannt. Die Diagnose ist einfach und schnell: im Sehtest bei der Optikerin oder dem Augenarzt wird geprüft, wie gut die Augen in die Weite und Nähe sehen können. Getestet wird dies mit den bekannten Sehtafeln (Buchstaben und Zahlen). Grundsätzlich wird eine Myopie durch einen langen Augapfel (Achsenmyopie) oder einem zu hohen Brechwert der Augenlinse (Brechungsmyopie) verursacht. Das Auge kann sich nicht richtig scharf stellen, weil die Lichtstrahlen sich schon vor dem Zentrum des scharfen Sehens auf der Netzhaut treffen. Exzessive Naharbeit, wie z. B. Computerarbeit, Lesen und Fernsehen «vor der Nase» und vererbbare Komponenten begünstigen und verursachen Kurzsichtigkeit. Je nach Stärke kann die Sicht mit Brillen, Kontaktlinsen oder Lasereingriffen korrigiert werden.
5. Trockene Augen
Viele Menschen leiden an trockenen Augen. Dies ist sehr unangenehm – die Augen jucken, kratzen oder es fühlt sich an, als hätte man Sandkörner im Auge. Trockene Luft und eine verminderte Blinzelfrequenz beim Arbeiten vor dem PC ist für viele Menschen ein Auslöser, ebenso häufiges Tragen von Kontaktlinsen. Physikalische Reize wie Wind und UV-Strahlen oder Erkrankungen der Schilddrüse können alle zu trockenen Augen führen. Je nach Ursache helfen befeuchtende Augentropfen, Augensalben, Laserbehandlungen (LASIK) oder Medikamente.
6. Hordeolum und Chalazion (Hagel- und Gerstenkorn)
Hagelkörner entstehen, wenn die Talg-Drüsen im Auge verstopfen und danach entzünden. Meist entwickelt sich langsam eine Talgdrüsenverstopfung und fällt dann auf, wenn die Augen unangenehm trocken werden durch den verminderten Tränenfilm über dem Auge. In Normalfall verschwinden Hagelkörner von selbst. Das Gerstenkorn, auch Hordeolum genannt, ist im Gegensatz zum Hagelkorn, oder auch Chalazion, oft schmerzhaft und formt sich an der Innenseite des Augenlids oder der Augenkante. Bakterien wie Staphylokokken, seltener Streptokokken sind die Übeltätere welche die Zeis- und Moll-Drüsen an der Innenseite des Auges befallen. Das Lid kann an dieser Stelle rot und geschwollen sein. Die Entzündung heilt meist von alleine ab. Ist das Gerstenkorn besonders hartnäckig, helfen antibakterielle Salben.
7. Keratokonjunktivitis epidemica
Dies ist eine häufige Viruserkrankung der Binde- und Hornhaut. Die Adenoviren sind höchst ansteckend und verbreiten sich durch die Tränenflüssigkeit. Symptome sind ähnlich der Grippesymptome; Kopfschmerzen, Fieber, geschwollene Lymphknoten und Müdigkeit. Die Augen sind gerötet und geschwollen, kombiniert mit starkem Tränenfluss. Nach dem die Bindehaut entzündet ist, wird die Hornhaut nach infiziert. Die Hornhaut trübt sich, die Augen werden schmerzhaft und das Sehvermögen verschlechtert sich. Nach einigen Wochen verschwindet die Infektion meist von selbst. Die Behandlung ist symptomatisch. Betroffene sollten sich die Hände und Textilien möglichst oft waschen um eine Übertragung an Mitmenschen zu vermeiden.
8. Entzündungen
Entzündungen der Augen sind weit verbreitet und gehören zu den häufigsten Augenerkrankungen. Verursacht werden sie meist durch Bakterien, Pilze, Viren oder Allergien, sie können aber auch durch irritierende Umweltreize wie Fremdkörper, UV-Licht und Wind hervorgerufen werden. Je nach dem entzündet sich die Bindehaut (Konjunktivitis) oder die Hornhaut (Keratitis). Ist die Bindehaut entzündet, so ist das Auge gerötet, es juckt, brennt und der Tränenfluss ist erhöht. Bei bakteriellen Entzündungen sondert das Auge Eiter, bei viralen Entzündungen eine wässrige Flüssigkeit ab. Für Allergien werden antiallergische Augentropfen verschrieben, bei den Viren, Bakterien und Pilzen helfen spezifische Augentropfen (antibakteriell, antiviral oder antifungal) zur Linderung der Symptome.
Die Hornhautentzündung hat praktisch identische Symptome und Augenärzt:innen können mit der Schaltlampe die genaue Ursache und Lage der Entzündung identifizieren und dementsprechend die Behandlung einleiten.
9. Diabetische Retinopathie
Diabetes mellitus des Typ 2 ist ein weit verbreitete Erkrankung in der Schweiz. Nieren, Gefässe und Nervenfasern werden besonders durch einen längerfristig erhöhten Blutzuckerspiegel geschädigt. Die sensiblen Nerven und Blutgefässe im Auge werden auch negativ vom Blutzuckerspiegel beeinflusst und es kommt zu Sehstörungen – diese Erkrankung der Augen ist als diabetische Retinopathie bekannt. Hierbei ist die Retina, unsere Netzhaut, betroffen. Ein Gefässverschluss führt zu Sauerstoffmangel und um diesen zu kompensieren, schüttet der Körper sogenannte Wachstumsfaktoren (VEGF) aus. Damit werden neue, leider aber auch etwas schwächere Blutgefässe gebildet. Austretendes Blut kann zu einer Netzhautablösung führen, welches ein medizinischer Notfall darstellt. Auffällig werden beide Ereignisse durch einen partiellen oder vollständigen Sehverlust. Die diabetische Retinopathie ist die häufigste Ursache für eine Erblindung. Es ist deshalb umso wichtiger, diese rechtzeitig zu erkennen um therapeutische Massnahmen einleiten zu können. Therapiert wird standardmäßig mit Laserbehandlungen oder Medikamenten, die die Wachstumsfaktoren hemmen (sogenannte VEGF-Hemmer). Für die Retinopathie und den Diabetes ist es ebenso wichtig, den erhöhten Blutzuckerwert in den Normalbereich zu bringen. Hierbei ist eine Anpassung des Lebensstils und der Essgewohnheiten nötig.
10. Retinopathia pigmentosa
Diese Retinopathie ist eine genetische Erkrankung, die sich im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar macht. Bei der Retinopathia pigmentosa sterben die Rezeptoren (Zapfen und Stäbchen) der Netzhaut ab. Da die Anzahl an Sehrezeptoren stetig abnimmt, tritt ein Sehverlust bis zur Erblindung auf. Leider gibt es noch keine Behandlungsmöglichkeiten und die beste Option momentan besteht in der Anwendung von Sehhilfen wie getönten Brillen und Lesebrillen.
Wann sollte ich zum Augenarzt gehen?
Die meisten Erkrankungen lassen sich frühzeitig während einer umfassenden Routinekontrolle identifizieren. Wir empfehlen ab dem 40. Lebensjahr regelmässig eine Kontrolle durchführen zu lassen. Stellen Sie eine Veränderung der Sehfähigkeit, Kontrast- und/oder Farbwahrnehmung fest, raten wir Ihnen, einen Termin für eine Kontrolluntersuchung zu vereinbaren.
Beim Auge gilt nämlich: Vorsicht ist besser als Nachsicht, denn einige Erkrankungen können spät erkannt nicht mehr zuverlässig behandelt werden.